Bericht von Louis Lucas    Oktober 2016

Howdy Telgte!

Es kommt mir so vor, als wäre ich erst vor einem Tag aus Telgte abgereist. Und doch ist es schon 8 Wochen her!

Ich habe so viel erlebt in diesen 8 Wochen, dass ich gar nicht weiß, wovon ich zuerst berichten soll.

Nach meiner Ankunft in Houston haben mich meine Gasteltern am Flughafen freudig empfangen. Beim Verlassen des Flughafengebäudes spürte ich die in Texas herrschende Hitze (101 Grad Fahrenheit bzw. 38 Grad Celsius!), die mich in den darauf folgenden Wochen begleiten sollte.

Schon auf dem Weg zu dem Haus meiner Gasteltern haben wir die ersten Dinge des Alltags besprochen: meine Lieblingsspeisen, meine Gewohnheiten sowie meine Hobbys.

Mein eigenes Zimmer war liebevoll hergerichtet und ich musste nur noch meine Sachen einräumen.

Am Abend war ich so müde, dass ich es kaum geschafft habe, bis 21 Uhr wach zu bleiben. Schon nach wenigen Tagen hatte ich mich aber an die Zeitumstellung gewöhnt.

Meine neue Familie besteht aus Gastmutter Laura, Gastvater Doug sowie Gastbruder Andrew. Wir haben uns sofort sehr gut verstanden und ich fühle mich in dieser Familie sehr wohl.

Bis zum Beginn der Schule, ich bin auf der Tomball Highschool, hatte ich zwei Wochen Zeit. Neben der Erkundung von Tomball, Sightseeing in Houston und dem Kennenlernen verschiedener amerikanischer Restaurants (meine Favoriten bislang sind „What a Burger“ und „Arby’s“) hat meine Gastfamilie zu einer Poolparty mit den anderen beiden Telgter „Students“ sowie vielen Freunden eingeladen. Wir hatten sehr viel Spaß!

An meinem ersten Schultag war ich extrem aufgeregt. Die Schule ist riesig. Zum Glück hatte ich einen Lageplan, sodass ich meine Klassenräume immer sofort gefunden habe. Mein Stundenplan sieht folgendermaßen aus: Pre AP Calculus (Mathe), AP Biology, Tech Theater, US History, Theater, Englisch und Principles of Buisness.

Anfangs empfand ich Mathe als besonders herausfordernd, wegen der Aufgabenstellung in Englisch und der Methoden, die die Amerikaner benutzen, um die Aufgaben zu lösen.

In meinen Kursen habe ich schnell Freunde gefunden und die Lehrer sind ziemlich cool drauf.

An der Schule gibt es zwei weitere Austauschüler. Einer von ihnen ist auch Deutscher und wir haben zusammen das Fach US History.

Die Schule beginnt um 7:25 Uhr und endet um 14:35 Uhr. Ich fahre jeden Morgen mit meinem Gastbruder in seinem Mustang zur Schule , da man in Texas schon ab 16 Jahren Auto fahren darf.

Neben dem Schulunterricht bin ich im Theater Department engagiert. Bei der ersten Theater Produktion „The Whole History of America Abriged“ war ich Usher und somit für den Empfang der Theaterbesucher verantwortlich.

Im nachfolgen Musical „The Little Mermaid“ spiele ich selbst mit. Ich habe mich 2 Tage vor Bewerbungsschluss angemeldet und hatte daher nur wenig Zeit, mich für das Vorsprechen vorzubereiten. Obwohl meine Englischkenntnisse bis dahin schon enorme Fortschritte gemacht hatten, war es für mich dennoch eine große Herausforderung, mich gegen andere Mitbewerber durchzusetzen. Ich bin stolz, die Rolle bekommen zu haben und freue mich auf die Aufführung im November. Theater ist, wie Sport „a big deal“ in Tomball.

Inzwischen habe ich auch schon zwei Footballspiele im eigenen Stadion der Tomball Highschool gesehen. Es ist jedes Mal ein großes Event mit Cheerleadern, einer Marching Band und dem Cougar (Schulmaskottchen). Man trifft viele Freunde und zusammen feuert man das THS Footballteam an.

Ein besonderes Ereignis in jedem Schuljahr ist der „Homecoming“ Ball. Das Motto in diesem Jahr war „James Bond“. Vor der Schule standen deutsche Autos von Porsche und Audi und innen war die Schule mit weißen Vorhängen, roten Teppichen und Leder-Sitzgarnituren geschmückt. Wir haben bis spät in den Abend getanzt!

An den Wochenenden machen wir in der Gastfamilie immer etwas zusammen. Wir golfen, gehen ins Fitnessstudio, laden Freunde zum BBQ ein oder relaxen einfach nur im Pool. Die Stimmung ist echt gut.

Jeden Sonntag gehen wir gemeinsam zur Kirche. Musik spielt im Gottesdienst eine große Rolle. Es spielt immer eine Band und es wird viel gesungen. Die Kirche ist sehr modern.

Mir ist aufgefallen, dass die Menschen hier unglaublich schnell ins Gespräch kommen. Jeder spricht mit jedem. Wenn wir zum Beispiel essen gehen, passiert es oft, dass sich Fremde zu uns an den Tisch setzen. Viele sind an Deutschland interessiert und stellen mir Fragen über das Leben bei uns. Es ist viel einfacher hier, Menschen kennen zu lernen.

Vor 8 Wochen konnte ich mir nicht vorstellen, Mitglied einer fremden Familie zu werden und obwohl ich viel an zu Hause denke, bin ich froh hier zu sein.

Liebe Grüße von Tomball nach Telgte,

Louis Lucas