Bericht von Talea Wortmann: 07.Oktober 2018

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich mich vor genau 2 Monaten abends in meinem Bett gedreht habe und mir noch mal alles durch den Kopf gegangen ist. Ich habe mich gefragt, wie werden die Schule, meine Gastfamilie und Kit sein? Und da ist mir erst richtig klar und bewusst geworden, dass ich meine Familie und Freunde für ganze 10 Monate nicht sehen werde. Man macht sich Gedanken, ob es wirklich alles das Richtige ist.
Jetzt bin ich 2 Monate hier und gerade der Anfang war nicht so leicht. Ich hatte sehr großes Heimweh und auch ein bisschen Angst vor der Schule. Aber als es dann erst mal mit der Schule losging, war alles einfacher. Durch den vollen Tag hatte ich gar keine Zeit mehr, über Heimweh nachzudenken.
Jedes Mal, wenn ich gefragt werde, ob Deutschland anders ist, kann ich das nur mit einem ganz großen JA bestätigen. Hier in Texas ist einfach alles viel größer. Gerade am Anfang fand ich alles so riesig und musste von allem ein Foto machen. Hier kann man in einem Supermarkt alles finden. Es gibt Kleidung, Technik, Essen, Kosmetik, also wirklich alles, was man braucht.
Aber der größte Unterschied ist die Schule. Hier habe ich jeden Tag den gleichen Stundenplan. Mein Stundenplan sieht so aus:
1. Stunde: Band
2. Stunde: Forensic (eine Mischung aus Bio, Physik und Chemie, wo man Mordfälle analysiert)
3. Stunde: Tech Theater
4. Stunde: Amerikanische Geschichte
5. Stunde: Kochen
6. Stunde: Englisch
7. Stunde: Pre-Cal PAP (Mathe)
Und dann kommt saisonbedingt nach der Schule noch das „Hobby“ hinzu. Zurzeit ist die Football Saison, so dass ich nach der Schule jeden Tag Marchingband habe. Die Tage sind dadurch deutlich länger. Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 5:45 Uhr, da die Schule hier schon um 7:20 Uhr startet. Die Schule endet dann jeden Tag um 14:35 Uhr. Danach habe ich jeden Tag (bis auf Montag) Band, so dass ich erst am Abend um 19 Uhr zu Hause bin. Dann schnell essen, duschen und Hausaufgaben machen.
Meine Schule hat dieses Jahr den Cougar Block eingeführt. Das bedeutet, man hat eine Mittagspause mit jeweils einem A- und einem B-Block. Jeder Block dauert 30 Minuten. Jeder kann selber entscheiden, wie er diese Zeit nutzt. Man kann Hausaufgaben machen, essen oder auch zu einem Tutorial gehen. Wenn man eine Frage in Mathe und Englisch hat kann man zum Beispiel im A-Block zu Englisch gehen und im B-Block zu Mathe. Dort bekommt man dann Hilfe von seinem Lehrer.
Ich finde dieses Prinzip ziemlich cool, da man entweder mit den Hausaufgaben anfangen kann oder sich nochmal Hilfe holen kann.
Was mir auch sehr gut gefällt, ist, dass man seinen Stundenplan selbst zusammenstellen kann. Es gibt ein paar Pflichtfächer wie Mathe, Geschichte, Englisch und eine Wissenschaft, aber man kann noch Wahlfächer hinzunehmen. Hier stehen Sportfächer, Theater, Kochen und andere zur Verfügung.
Am Freitag sind meistens die Footballspiele. Dies bedeutet, dass wir unseren Auftritt in der Halbzeit Pause haben. Gerade das Spiel gegen die Memorial High School, der zweiten Highschool aus Tomball, hat sehr viel Spaß gemacht. Es gab Fallschirmspringer und ein Feuerwerk. Am Samstag haben wir dann manchmal einen Wettbewerb gegen Marching Bands von anderen Schulen. Somit bleibt nur der Sonntag zum Entspannen und Faulenzen. Wenn wir keinen Wettbewerb haben, unternehmen wir meistens etwas. Oft waren wir schon shoppen in einer Mall. Ein Wochenende haben wir mit der Familie bei einem Footballspiel der Dallas Cowboys in Dallas verbracht. Diese Atmosphäre im Stadium war echt beeindruckend.
Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, ein Jahr in Amerika zu leben. Es ist schon etwas Besonderes, dass meine Gastfamilie mir die Möglichkeit gibt, ein Jahr mit ihnen zusammenzuwohnen und so ein Zuhause haben. Vielen Dank auch an Kit, die bei jedem kleinen Problem mich immer unterstützt und jederzeit sofort zur Seite steht. Und besonders auch ein großes Dankeschön an Gerda, die uns super auf dieses Abenteuer vorbereitet hat.
Diese ersten 2 Monate waren sehr aufregend mit vielen neuen Einblicken und Erfahrungen. Ich glaube, ich habe mich selbst auch besser in dieser Zeit kennengelernt. Es war eine großartige Zeit mit kleinen Tiefen und vielen Höhen. Umso mehr freue ich mich auf die 8 weiteren Monate, die noch vor mir liegen.
Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Schritt gewagt habe und mich beworben habe. Ich kann es nur empfehlen. Es ist ganz natürlich, dass nicht immer alles rund läuft, aber umso stolzer kann man sein, wenn man diese Zeit überwindet. Wenn ihr Zweifel habt, ob ihr euch bewerben wollt, kann ich euch das nur empfehlen. Es wartet eine unfassbar interessante Zeit und super liebe Menschen auf euch. Ich wünsche euch viel Glück!

Viele Grüße Talea

Talea1

Dieses Bild zeigt mich in Dallas bei dem Footballspiel der Cowboys.

Talea2

Das war vor einem aller ersten Footballspiel in der Marchingband Uniform