Bericht von Anne Meltz 22.10.2015

Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, als ich in der Weihnachtszeit erfahren habe, dass ich nach Amerika gehen darf. In den Osterferien habe ich dann auch schon meine Gastfamilie per Fotos kennen gelernt und konnte Kontakt zu ihnen aufnehmen. Ich war sehr gespannt, weil ich wusste, dass es die Familie ist, mit der ich mein ganzes Auslandsjahr verbringen werde. Bevor ich nach Amerika geflogen bin, hatten wir bereits viel E-Mail und Skype Kontakt. Das war sehr gut, um die erste Aufregung und Unsicherheit zu nehmen.
Während des Fluges haben wir alle (Maren, Luise und ich) so gut wie kein Auge zubekommen, da wir so aufgeregt waren. Der Flug ist uns wie ein Katzensprung vorgekommen und schon bald waren wir in Amerika und kurz davor, unsere Gastfamilien das erste Mal zu sehen. Als wir sie am Flughafen in Houston kennen lernen konnten, ist uns allen ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen. Meine gesamte Gastfamilie war gekommen, um mich abzuholen und sogar die beste Freundin meiner Gastschwester war dabei. Sie hatten Begrüßungsposter gebastelt und waren genauso aufgeregt wie ich.
Auf der dreißig minütigen Autofahrt nach Tomball sind wir bei „chick fil a“ (die Lieblings-Fastfoodkette meiner Gastschwester) eingekehrt. Danach ging es nach Hause und ich wurde mit dem Familienhund bekannt gemacht. Mir wurde das ganze Haus gezeigt und natürlich auch mein Zimmer. Meine Gastmutter und Schwester haben sehr viel Liebe und Zeit in die Einrichtung und Dekoration meines Zimmers gesteckt. Nachdem ich alles gesehen hatte, habe ich zusammen mit Kyla (meiner Gastschwester) meinen Koffer ausgepackt.
Am Anfang war es ein befremdliches Gefühl, einfach so in meinem neuen Zuhause herumzulaufen. Aber je besser ich meine Gastfamilie kennen gelernt habe, desto normaler wurde es. Am Abend bin ich dann mit meiner Gastschwester in den Pool gegangen.
Zwei Tage nachdem ich angekommen war, hatte ich Volleyball try outs. Meine Gastschwester kam mit, weil sie wohl etwas auf mich aufpassen wollte. Sport ist in Amerika viel intensiver als in Deutschland. In den zwei Wochen vor Schulbeginn hatte ich sehr häufig Training (practice from 9-11 am, 1.30-2:00 Pool workout and 2:30-4:00 practice). Außerdem konnte ich während dieser Zeit schon viele von Kyla’s Freunden kennen lernen, wodurch der Start in der neuen Schule einfacher wurde. Zudem habe ich sehr viel mit meiner Gastmutter und -schwester unternommen. Wir sind shoppen gegangen, haben eingekauft, Filme gesehen, waren schwimmen oder haben kleine Ausflüge gemacht.
Vor meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt. Ich war zwar zuvor mit meiner Gastfamilie in der Schule, um meine Fächer zu wählen und sie haben mir bereits meine Klassenzimmer gezeigt, aber ich fühlte mich immer noch ziemlich unsicher und kannte mich so gut wie gar nicht aus. Meine Sorge, nicht die richtigen Räume zu finden, erwies sich aber als unbegründet. Ich wurde zu jeder Unterrichtsstunde
von einem Schüler begleitet, den ich entweder schon kannte oder den ich in der Klasse kennengelernt hatte.
Ein typischer Schultag sieht jetzt so aus:
first period: english 3
2nd period: math
3rd period: art
4th period: teen leadership
break: lunch
5th period: AP biology
6th period: US history
7th period: Volleyball
Die Schule endet normalerweise um 14:30Uhr, aber ich habe danach noch Volleyball practice bis 16.00Uhr. Der Schultag geht hier gefühlsmäßig viel schneller vorbei als in Deutschland. Das mag vielleicht daran liegen, dass man jeden Tag noch so viel Neues aufnimmt und kennenlernt. In jeder Klasse ist man mit anderen Schülern zusammen. Dadurch findet man sehr schnell Kontakt.
Jeden Mittwoch und Sonntag gehe ich zur Kirche. Die Kirche ist hier viel interessanter und spannender als in Deutschland. Ich würde jedem empfehlen wenigstens einmal hinzugehen, da man schnell viele nette Leute kennenlernt und Freundschaften schließen kann. Am Mittwoch ist ein Jugendtreff, zu dem immer um die 50 Jugendliche kommen. Die Predigt beginnt um 19:00Uhr, aber viele kommen bereits eine halbe Stunde früher, um Freunde zu treffen, oder einfach um die zu der Kirche gehörende Turnhalle zu nutzen und Basketball, Volleyball oder Tischtennis, etc. zu spielen. In der Kirche wird viel gesungen und viele Jugendliche singen im Chor oder spielen ein Instrument.
Überrascht hat mich, wie offen und wie interessiert alle an dir sind. Man lernt wirklich schnell andere Jugendliche kennen und muss sich keine Sorgen machen mal alleine irgendwo hinzugehen. Man wird mit offenen Armen empfangen und sehr schnell in den Freundeskreis aufgenommen.
Fast das gesamte Leben findet in der Schule statt, da der Sport in der Schule integriert ist, man hier Freunde trifft und fast jeden Tag ein Volleyball oder Football Spiel ansteht. Ich persönlich habe die Football-Regeln immer noch nicht ganz durchschaut, aber ich gehe trotzdem fast zu jedem Spiel, da das Zuschauen großen Spaß macht und man wieder viele Leute trifft.
In Texas ist es sehr warm und man benötigt nur leichte Kleidung. Als wir ankamen waren es ca. 38°C. Jeden Tag schien die Sonne. Im Moment hat es sich etwas abgekühlt, aber es sind immer noch 25-28°C.
Vor 1-2 Wochen hatten wir Homecoming. Das war ein tolles Erlebnis. Am Donnerstagabend sind die Homecoming dates von meiner Gastschwester und mir zu uns nach Hause gekommen und wir haben unsere „mums“ und „garder“ ausgetauscht. Diese haben wir dann am nächsten Tag in der Schule getragen und
auch abends beim Homecoming Football game. Danach sind wir zu Whataburger gefahren und haben etwas gegessen (das machen wir nach jedem Spiel).
Am folgenden Tag um 17.00Uhr ist unsere gesamte Homecoming Gruppe zu uns nach Hause gekommen und wir haben Fotos im Garten gemacht. Im Anschluss daran sind wir essen gefahren, danach zum Homecoming dance und wieder zu uns zur after party. Wir haben Marshmallows geröstet und waren im Pool schwimmen.
Ich fühle mich sehr gut aufgehoben in meiner Gastfamilie und sie ist schon so etwas wie eine zweite Familie für mich geworden. Bis jetzt hatte ich noch kein wirkliches Heimweh, weil ich viel zu beschäftigt bin. Wenn ich irgendetwas auf dem Herzen hätte, könnte ich über alles mit der Gastfamilie reden, ich bin sicher, sie würden mir sofort helfen.
Die letzten zwei Monate waren so aufregend und ich habe es keine Sekunde bereut hier zu sein. Ich bin überglücklich, dass ich dieses Abenteuer gewagt habe.

Anne Meltz