Ich bin Antonia, 15 Jahre alt, verbringe gemeinsam mit Tessa und Justus 10 Monate in Tomball, der Partnerstadt von Telgte und besuche dort die Tomball Memorial High School.

Mittlerweile sind schon drei Monate meines Auslandsjahres vergangen und die Zeit vergeht wirklich wie im Flug. Ich kann mich an den 5. August, den Tag, an dem das Abenteuer Auslandsjahr begann, erinnern als wäre es gestern gewesen. Solange habe ich auf diesen Tag gewartet und dann war er endlich da. Ich weiß noch genau wie aufgeregt ich war und wie viele gemischte Gefühle ich hatte, als wir am Flughafen waren und uns von unseren Familien verabschiedet haben, mit dem Wissen sie die nächsten Monate nicht sehen zu werden.

Der Flug verlief ohne Probleme. Als wir dann in Houston angekommen waren, unser Gepäck hatten, nachdem sich das durch einen Defekt des Gepäckbands etwas gezogen hatte und durch die Passkontrolle waren, ist die Aufregung nochmal gestiegen, weil es dann zu unseren Gastfamilien und Amy ging. Von denen wurden wir herzlich mit Umarmungen und selbstgebastelten Plakaten begrüßt.

Die erste Autofahrt war überwältigend, denn ich habe zum ersten Mal die Welt gesehen, in der ich die nächsten Monate verbringen würde und alle Aussagen und Fotos haben sich bestätigt- alles ist größer. Die Autobahnen, Supermärkte, Schulen….

Nach unserer Ankunft hatten wir 10 Tage bevor die Schule begonnen hat. In diesen Tagen habe ich meine Gastfamilie, welche aus meiner Gastmutter Krista, meinem Gastvater Jason, meinem Gastbruder Nathan(12) und meiner Gastschwester Madelyn bzw Maddie(15) besser kennengelernt und ein paar Freunde von Maddie getroffen. Außerdem habe ich zusammen mit Amy, meiner Gastfamilie und meinem Counselor, mein Ansprechpartner in der Schule, wenn es ein Problem gibt oder ich eine Frage habe, meine Kurse gewählt. Das war sehr aufregend, da ich das erste Mal in meiner neuen Schule und einer amerikanischen High School war. Die Schule sieht wirklich aus, wie man es aus Filmen kennt und sie ist riesig.

Und dann war es auch schon der 15. August- der erste Schultag. Ich weiß noch wie unfassbar aufgeregt ich war und wie überwältigt ich war. Die ersten Wochen waren ehrlich gesagt viel zu viel für mich, da ich keine Leute kannte und ich
teilweise Verständnisprobleme hatte. Zudem hatte ich Probleme meine Klassenräume zu finde und hatte Angst, dass ich es nicht schaffe in den 6 Minuten, die wir zwischen zwei Klassen haben von einem Raum zu dem Nächsten zu kommen, da so viele Schüler/-innen in den Fluren sind und
ich kein Gefühl dafür hatte wie lange ich für die einzelnen Strecken brauche. Und natürlich war einfach alles neu und ich habe gemerkt, dass die Schule hier ganz anders ist als in Deutschland. Zum Beispiel hat man 7 Fächer und diese hat man jeden Tag in der gleichen Reihenfolge.

Mein Stundenplan sieht zum Beispiel so aus:
1st period: cheerleading
2nd period: English 3
Wildcat den: 45 min, in denen man Hausaufgaben machen kann, lernen kann oder aber auch
einfach eine Pause machen kann.
3rd period: Intro to Culinary Arts (Kochen)
4th period: French 4AP
B Lunch
5th period: Math Model Application
6th period: Anatomy&Physiology
7th period: US history

Am Anfang war das ungewohnt, aber mittlerweile habe ich mich schon ziemlich gut eingelebt. Ich habe zwar hin und wieder immernoch Verständnisprobleme, aber viel weniger und ich fange an teilweise auf Englisch zu denken und wo meine Räume sind weiß ich auch und es macht mir ziemlich Spaß in die Schule zu gehen. Vor allem den sogenannten „School spirit“ finde ich toll. Es gibt dress up weeks, an denen es jeden Tag ein anderes Motto gibt, zu dem sich Schüler/-innen und Lehrkräfte passend anziehen. Auch die Football Games, welche meistens Freitag Abends stattfinden, stehen unter einem Motto und auch diese Tage sind dress up days bezüglich diese Mottos. Wir hatten zum Beispiel letzte Woche unser white out game und es gab schon western, pink out, Space und das größte game- das patriotic game. Bei dem patriotic Game spielen die zwei High Schools aus Tomball gegeneinander und es gibt eine große half time Show mit den Chören, den Bands, den Dance teams, sky divern und Feuerwerk.

Das patriotic Game war ein sehr besonderes und emotionales Erlebnis für mich.
Generell die Football Games sind immer noch besonders für mich, denn es ist genauso, wie man es aus den Filmen kennt und viele Schüler-innen kommen um das Team anzufeuern. Ich bin bei den Football Games unseres Junior Varsity Teams als Cheerleaderin aktiv und bei den Varsity Games als ,, Flag Runner“, was bedeutet, dass ich immer wenn unsere Mannschaft einen Touch Down erziehlt, zusammen mit 4 anderen Schüler/-innen mit einer Flagge quer über das Spielfeld laufe. Eine Flagge zeigt eine Raubkatze, da es unser Schultier bzw Symbol ist und die anderen Flaggen buchstabieren TMHS, also unsere Schule.
Die Football Games sind sehr faszinierend, da es sowas in Deutschland gar nicht gibt.

Etwas anderes, was es ebenfalls nicht gibt ist Homecoming und ich glaube das ist eine der Dinge, auf die sich alle Austauschschüler sehr freuen. Ich habe mich an dem Tag zusammen mit einer Freundin fertig gemacht und danach sind wir zueiner Foto location gefahren und haben schöne Fotos gemacht. Anschließend sind wir, unsere Gruppe aus 6 Personen, in ein Restaurant gegangen und dann ging der eigentliche Homecomingball um 21 Uhr los. Dort haben wir viel gesungen, getanzt und hatten sehr viel Spaß. Ich habe den Abend definitiv genossen.

Ein anderes großes Event in den ersten Wochen war die Quinceanera von einer Freundin von Maddie. Eine Quinceanera ist der fünfzehnte Geburtstag in Mexiko und wird sehr groß gefeiert. Der Abend war wunderschön und ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben viel getanzt und viele Fotos gemacht.

In den letzten zwei Wochen gab es noch zwei weitere große Events. Vorletztes Wochenende sindwir nach San Antonio zu der State Marchingband Meisterschaft gefahren, da Maddie dort angetreten ist mit der Band unserer Schule. Sie haben den sechsunddreißigsten Patz erziehlt und sind damit Platz 36 in der Rangliste aus ganz Texas.

Gestern war ein wichtiger Tag für mich, denn ich bin mit meinem Cheerleadingteam bei der UCA Houston regional Meisterschaft angetreten. Dort haben wir den ersten Platz in unserer Kategorie erziehlt und uns für die Nationals qualifiziert, welche im Februar im Disney Resort in Florida stattfinden werden. Wir haben noch ein zweites Team, welches in einer anderen Kategorie angetreten ist und das Team konnten ebenfalls den ersten Platz für sich gewinnen und sich für die Nationals qualifizieren. Ich freue mich sehr auf Florida und bin sehr stolz auf beide Teams.

Ich merke gerade wie viel ich in diesen drei Monaten schon erlebt habe. Ich bin sehr dankbar hier sein zu dürfen und dass ich die Gastfamilie habe, bei der ich gerade lebe. Ich habe schon jetzt eine sehr enge Bindung zu meinen Gasteltern und vor allem zu Maddie. Ich würde sagen, dass sie eine meiner engsten Freundinnen ist und ich bin jetzt schon sehr traurig, wenn ich daran denke, dass ich sie in 7 Monaten verlassen muss, auch wenn es Leute und Dinge gibt, auf die ich mich freue.

Generell würde ich sagen, dass es natürlich immer wieder Momente gibt, in denen mich Heimweh einholt, ich mich alleine fühle und ich meine Familie und Freunde vermisse, aber das zeigt mir, dass es tolle Personen gibt, auf die ich mich freuen kann und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

Eine Herausforderung, welche mir auffällt und mich ehrlich gesagt ein wenig überrascht ist, das ich oft schüchterner bin als ich es von mir gewohnt bin und es dadurch etwas schwierig ist Freunde zu finden, vor allem da alle anderen schon Freunde haben. Besonders am Anfang war es schwer für mich auf Leute zuzugehen und sie anzusprechen, aber ich merke, dass auch das mit der Zeit besser wird und man sich nicht stressen darf, denn es benötigt einfach Zeit.

Mich haben schon einige Leute gefragt, ob ich es bereue den Schritt gegangen zu sein und ich sage immer definitiv NEIN. Ich bin sehr dankbar hier zu sein und freue mich wirklich auf die folgenden Monate und weitere tolle Momente.